Brauversuch - Vienna Lager

Der brauversuch

Ich würde brauen nicht mein Hobby nennen, aber Spaß macht es schon! Man kann seiner Kreativität freien Lauf lassen und erschafft mit etwas Know-How (und in meinem Fall Glück) ein tolles Produkt. Das alleine ist schon Grund genug, ab und zu zu brauen. Bei mir kommt dann noch etwas professionelle Neugier hinzu. So kommt es, dass ich versuche, ein bis zweimal pro Jahr ein eigenes Bier zu brauen. Das Equipment ist basic, die Herangehensweise dilettantisch, Spaß machts allemal. Diesmal gabs ein Vienna Lager, das Bier sollte nämlich in die Jahreszeit (Dezember) passen.

Zur Vorbereitung schaute ich mich nach Rezepten um und habe mich für das Rezept "Wiener Blut" von Hopfenhelden entschieden. Gearbeitet wurde demnach mit Wiener Malz, Cara Malz und Melanoidin Malz. Den Hopfen haben wir etwas angepasst, so haben wir neben Hallertauer Mittelfrüh noch etwas Perle benutzt. Was die Hefe angeht, sind wir bei W-34/70 Trockenhefe geblieben.

Gemaischt und gekocht wurde auf einem Einwecktopf. Zum Läutern hatten wir einen Läuterbottich und zum Gären einen Gärbottich, beides aus Plastik.

Einmaischen

Unser Malz kauften wir bereits geschrotet in einem Online-Shop, die Arbeit des Schrotens konnten wir uns also sparen. Eingemaischt haben wir das Malz mit 20l Wasser im Einwecktopf. Dabei versuchten wir unter stetigem Rühren drei Rasten zu halten um all das gute Zeug aus dem Malz zu lösen. Wer jemals mit so einem Einwecktopf gebraut hat, der weiß, wie schwer das Halten der Temperatur damit ist. Die Exakten 52°, 65° oder 78° waren für uns eigentlich nicht zu halten und so bewegten wir uns immer im Bereich von +-3° drunter oder drüber. Gerade fürs stetige Rühren ist es gar nicht verkehrt, aus dem Brauen ein Gemeinschaftsprojekt zu machen, denn bei ca. 90 - 120 min Einmaischzeit, ist es doch gar nicht verkehrt, wenn man sich abwechseln kann. Ich erinnere mich dabei immer gerne an meinen ersten Brauversuch - ich hatte mich wirklich nicht genug informiert und es demnach nicht für wichtig gehalten, die Brühe schön durchzurühren. Das Resultat war die ungleichmäßige Lösung der Eiweiße und Zucker aus dem Malz - dass dieser erste Versuch so was von fehlschlug, könnt ihr euch denken. Spoiler: Diesmal hat es geklappt!

Läutern

Läutern mit dem Läuterbottich
Läutern mit dem Läuterbottich

Nachdem das Malz eingemaischt war und wir die Würze mit den ganzen gelösten Zuckern und Eiweißen hatten, konnten wir Läutern. Hierfür kippen wir den Inhalt aus dem Einwecktopf in den Läuterbottich (alleine ist das eigentlich nicht zu schaffen, zu zweit sollte man also schon sein, wenn man mit solchem Basicequipment arbeitet). Unten im Läuterbottich befindet sich eine Art Sieb, der Treber bildet dann noch eine weitere Siebschicht drüber. Jetzt lassen wir die Würze so lange rauslaufen und füllen sie oben wieder auf, bis sie klar läuft. Das klingt einfach und schnell gemacht. Bei unserem dunklen Bier mussten wir jedoch drauf achten, den Zeitpunkt nicht zu verpassen, es einfach gut sein zu lassen - klar wird diese Brühe nie, denke ich zumindest. Entschließt man sich dafür, dass das Bier klar genug läuft, lassen wir es wieder in den Einmaischtopf ab, den wir zwischendurch gereingt haben. Nicht vergessen: Hier werden wieder einige Liter Wasser hinzugefügt, der sog. Nachguss.

Würze, bzw. Hopfen kochen

Jetzt müssen wir dem Einwecktopf alles abverlangen, indem wir ihn auf 100° heizen lassen um die Würze und darin den Hopfen zu kochen. Dieser Schritt ist beim Brauen mit Einwecktöpfen ganz schön tricky, denn in der Regel sind diese mit einer Sicherung versehen, die bei annähernd 100° rausfliegt und einen so praktisch nicht in die Nähe der benötigten Temperatur kommen lassen. Unsere Lösung für dieses Problem war in diesem Fall ein Tauchsieder, der nochmal zusätzlich Wumms reinbrachte. Sobald die Würze kocht, kommt der Hopfen hinzu - Hallertauer Mittelfrüh sollte unser Bitterhopfen sein. Erst kochten wir den Hopfen. Wir ließen ihn dann für ca. 10 Minuten aus den Augen, in denen der Topf ungeahnte Power entfachte und schließlich unter wildem Brodeln überschwappte. Nach dem Putzen der Küche und neuer Hopfengabe, viel unseres originalen Hopfens war mittlerweile überall aber nicht im Topf, behielten wir die Sache besser im Auge und justierten immer mal wieder die Temperatur. Nach einer gewissen Zeit nahmen wir die Temperatur runter und gaben im Prozess des Abkühlens unseren Perle-Hopfen hinzu. Nachdem das Bier so weit abgekühlt war, dass wir es in den Gärbottich abfüllen konnten, rührten wir gleichmäßig und kräftig im Uhrzeigersinn, damit sich sämtliche festen Bestandteile in einem Kegel in der Mitte des Einmachtopfes sammeln konnten. Nun brauchen wir einen Schlauch, ein Sieb und ein Gefälle und können loslegen, die Würze in den Gärbottich abzulassen. Ansaugen und los! Am besten ist man auch hierfür zu zweit oder zu dritt.

Abkühlen

Um das Bier abkühlen zu lassen, damit wir die Hefe hinzugeben konnten, packten wir es einfach in einen Wassertank, der sich draußen im Garten befindet. Wir warteten, bis das Gebräu auf ca. 15° runtergekühlt war und packten dann die untergärige Hefe hinzu, die wir zuvor mit etwas warmem Zuckerwasser gekickstartet haben. Voilà, jetzt kann die Hefe den Zucker verstoffwechseln, den wir aus dem Malz gelöst haben und dabei Kohlensäure und Alkohol erzeugen.

Die gärung

Nach einer Nacht checkten wir gleich den Gärbottich und stellten fest, dass sich eine ca. 2cm starke Schaumschicht auf dem Bier gebildet hat. Das ist bereits ein Zeichen dafür, dass die Gärung funktioniert.

Das ist der aktuelle Stand! Mittlerweile ist das Bier in Flaschen gefüllt worden, in die wir jeweils etwas Zuckersirup für die Flaschengärung getan haben. Anfang Februar wird das Bier dann verkostet und ich werde sicherlich davon berichten. Ich bin jetzt schon gespannt, wie ein Flitzebogen! Eines ist jedoch klar: Ich kann jedem, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, wärmstens empfehlen, auch mal selber ein Bier zu brauen. Es gibt hier und da durchaus ein paar Stolpersteine aber es ist keine Raketenwissenschaft. Man muss auch nicht mit einer semi-professionellen Brauanlage brauen sondern kann sich basic Equipment für wenig Geld besorgen und loslegen. Wichtig ist nur, dass man einen Plan hat von dem, was man macht. Das Brauen macht einfach Spaß und so lohnt sich das Happening bereits als solches. Wenn dabei jedoch auch noch ein leckeres Bier rauskommt, dann hat man eine Win-Win-Situation.

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