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Schneeeules Salon für Berliner Bierkultur

Verzehr einer Marlene vom Fass.
Verzehr einer Marlene vom Fass.

die besonderheit der location

Den meisten Leuten, die sich intensiv mit Bier beschäftigen, dürfte Schneeeules Salon für Berliner Bierkultur ein Begriff sein. Für alle anderen gibt es jetzt ein paar erläuternde Worte: Schneeeule ist eine kleine Berliner Brauerei unter der Leitung von Ulrike Genz, die fast nur Berliner Weisse produziert. Gegründet im Jahre 2016 ist das Besondere an der Brauerei, dass die verwendeten Hefen aus alten original Berliner Weisse Flaschen extrahiert und vermehrt wurden. Somit können wir bei diesen Bieren einen Geschmack beobachten, der sehr nah am Originalgeschmack der Berliner Weisse aus der Zeit ist, bevor der Stil verwässert und mehr oder weniger verschwunden war. 2020 eröffnete die Brauerei dann ihren ganz eingenen Salon für Berliner Bierkultur. Der Name ist Programm, so viel steht fest! Für diejenigen, die sich profund mit Berliner Bierkultur auseinandersetzen möchten, ist der Salon ein Muss. Das Angebot umfasst eine breite Palette an Berliner Weiße Spezialitäten - mal klassischer, mal ausgefallener - vom Fass oder aus der Flasche. Zudem gibt es die Schneeeule Jahrgangsbiere und Bierpezialitäten anderer Berliner Brauereien oder von Brauereien aus Franken und der Welt. Für den aufgeschlossenen Bierenthousiasten bietet sich hier durchaus die Möglichkeit eines außergewönlichen Trinkerlebnisses. Das Außergewöhnliche geht schon bei der jungen Berliner Weisse vom Fass los, denn das gibt es nun wirklich nicht an jeder Ecke, grad wenn man eher in Süddeutschland unterwegs ist! Hier spielt der Grundton der Hefe eine wesentlich größere Rolle als bei den Flaschenbieren, was sich natürlich auf den Geschmack auswirkt, das Bier aber auch ordentlich trübt (s.o.)!

eine auswahl, die zum verweilen einlädt

Schneeeule - Irmgard
Schneeeule - Irmgard

Natürlich kenne ich die Biere der Schneeeule schon länger, weshalb ich genau wusste, welche Bier ich noch probieren müsste und welche auch meiner Begleitung munden würden. Wir probierten uns also zuerst durch eine frische Marlene (klassische Berliner Weisse) vom Fass und eine Irmgard (Berliner Weisse mit Ingwer) aus der Flasche. Aus mir unbekannten Gründen haben es bislang eigentlich alle Biere aus dem Standartsortiment von Schneeeule in den Freiburger Einzelhandel geschafft, bis auf Irmgard. Warum eigentlich? Wurscht, weiter mit Geschmack: Irmgard ist schlank und leicht, wie man es erwartet. Die Säure ist irgendwo zwischen leicht und knackig, auf jeden Fall auf einem erfrischenden Level. An Aromen begegnet uns das Wilde der Milchsäure, ein wenig Steinobst, Getreide und der leichte aber deutlich Wahrnehmbare Ingwer.

An dieser Stelle möchte ich noch dran erinnern, dass die Rahmenbedingungen für ein Berliner Weisse Tasting genau die richtigen waren! Es war nämlich schweineheiß in Berlin und die Sonne drückte so richtig. Berliner Weiße ist für mich tatsächlich das ideale Bier für ein solches Wetter. Zum einen ist es ein Schankbier und somit nur leicht alkoholisch, zum anderen hat es diese knackige Säure, die einfach super erfrischend wirkt.

Das highlight

Schneeeule - 2018er Whisky Porter
Schneeeule - 2018er Whisky Porter

Nach einem klassischen Einstieg wollte ich noch ein kleines Highlight probieren, das ich beim Stöbern in den Kühlschränken aufgetan hatte. Das nächste Bier sollte also das Whisky Porter werden, ein im Whiskyfass ausebautes Porter auf Basis eines klassischen Berliner Weiße Rezeptes. Das Bier wurde 2018 in sehr kleiner Auflage gebraut und kann nur vor Ort im Salon verkostet werden. Dass wir es hier mit etwas Besonderem zu tun haben, merkt man bereits an der Aufmachung - der angeheftete Zettel an der Flasche lässt erahnen, dass hier nichts Alltägliches kommt. Natürlich musste auch das Glas gewechselt werden. Der stilechte Berliner Weisse Kelch passt zwar zur Berliner Weisse, wäre für das Whisky Porter jedoch eher ungeeignet gewesen - zu viele komplexe Aromen. Hier musste also ein Teku her!

Ich war überrascht über den stabilen Schaum auf dem Bier und das sollte nicht die letzte Überraschung sein. Das Bier kommt in einem opaken Schwarzbraun daher und riecht intensiv nach Holz und Whisky. Es hat einen mittleren Körper und ist moderat karbonisiert. Geschmacklich weist das Bier eine leichte Süße auf und besticht durch eine knackige Säure. Auf der Aromenseite kommt hier einiges zusammen. Allem voran haben wir Noten von Whisky, Barrique und Eiche. Zu diesen gesellen sich intensive Röstaromen, dicht gefolgt von getrockneten Pflaumen, Feigen und Trauben. Dann kommt ein langer, harmonischen Nachgang - einfach ein Gedicht.

der nachhall

Nach etwa zwei Stunden war der Aufenthalt schon vorbei und ich muss sagen: Ich komme wieder! Bei dem, was hier geboten wird, hält jeder Besuch ein Highlight bereit. Zudem ist es ein wirklich gemütlicher, offener Spot an dem man einfach mal die Seele baumeln lassen kann. Für Berliner Verhältnisse könnt man sogar fast von Entschleunigung sprechen! Selbstverständlich konnte ich nicht umhin, noch ein bisschen was mit nachhause zu nehmen. Nach intensiver Beratung entschied ich mich  für August und Mariana, die jetzt in meinem Keller auf den richtigen Moment warten, mit Freunden geteilt zu werden. Bei August werde ich mir Zeit passen, Mariana wird wohl schon in den nächsten Wochen dran glauben müssen. Bis dahin, prost!

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