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Kursteil zwei und drei: Biergeschichte, Malz und Wasser

Bierpaket n°2

Auf den zweiten Kurs freute ich mich besonders, denn als Archäologe habe ich natürlich einiges fürs Thema Geschichte des Bieres übrig. Nur eines trübte die Stimmung: ich wartete und wartete und wartete aber die letzten beiden Pakete der Bierothek wollten einfach nicht bei mit eintrudeln.. Es war klar, dass das dicke Paket genau dann geliefert werden würde, wenn ich nen Spaziergang durch den verschneiten alten Friedhof machen würde, wo ich doch den Rest der Zeit stets zuhause war. So  erreichte mich am Dienstag vor dem Kurs die Nachricht, mein Paket befände sich bei der Post. Ich habe immer sehr viel Spaß beim Paket abholen bei der Post, weil sie ganz in der Nähe ist, ich da nie lange in der Schlange stehen muss und es auch nie einen Sonder- oder Umweg für mich bedeutet - hab' mich also richtig gefreut, mal an die frische Luft zu kommen!

2. Bierothek-Paket, Teil 1
2. Bierothek-Paket, Teil 1

Das Warten und die Extratour haben sich natürlich absolut gelohnt, denn im Paket sind wieder tolle Biere vertreten. Die meisten kenne ich bereits und freue mich darauf, die Erinnerung an sie wieder aufzufrischen! Einige sind jedoch auch für mich absolutes Neuland. So war mir das Black Cab von Fullers bis zu diesem Tag nicht mal bekannt! Schande über mich, meine Familie und mein Haus, da ich die Biere von Fullers echt mag und mir gerade dunkle Biere tendenziell die Liebsten sind! Die meisten dieser Biere, so muss ich natürlich anbringen, sind absolute Klassiker, die man mal getrunken haben sollte! So z.B. das Torpedo IPA von Sierra Nevada, für das der Hoptorpedo entwickelt wurde, das London Pride als absolutes englisches Referenz-Bitter oder aber auch das Westmalle Dubbel, bei dem es sich um das erste Dubbel überhaupt handelt.

2. Bierothek-Paket, Teil 2
2. Bierothek-Paket, Teil 2

Bierpaket n°3

Das dritte Paket kam hingegen ganz unaufgeregt per Post, und das an einem Tag, an dem jemand zuhause war! Auch hier sind wieder echt spannende Biere enthalten, so z.B. die Rauchbier-Klassiker von Schlenkerla, das Nachtrunkbier Heinzlein Dunkel, oder das ALD IPA, entstanden aus einem kleinen Marketing-Battle zwischen Brewdog und Aldi. Wobei ich denke, dass ich mich in diesem Paket am meisten auf das Augustus von Riegele freue. Dieses Weizen Doppelbock konnte ich bislang noch nicht im Einzelhandel finden und man glaubt es kaum, weil ich schon relativ viel Bierpost hier vorgestellt habe, aber ich kaufe mein Bier praktisch ausschließlich im lokalen Fachhandel!

3. Bierothek-Paket
3. Bierothek-Paket

Kursteil 2: die geschichte des Bieres

Bei der Beschäftigung mit der Geschichte des Bieres fingen wir ganz vorne an und nahmen so ziemlich jede Etappe durch, die das Bier zu dem gemacht hat, was es heute ist. Von der Domestikation des Getreides und der Entstehung unterschiedlicher Getreidesorten, angefangen bei Einkorn, Emmer und Dinkel, ging es gleich zu Göbekli Tepe, der weltweit ältesten Monumentalarchitektur, wo auch Spuren von Bierproduktion- und Konsum gefunden worden sind. Hierum spannt sich die "Beer-First-Theory", die ich an anderer Stelle einmal aus archäologischer Sicht beleuchten werde. Von den ersten schriftlichen Überlieferungen des Bieres bei den Sumerern über die Bedeutung des Bieres im alten Ägypten bis hin zum Brauwesen in den Römischen Provinzen betrachteten wir diverse vorgeschichtliche Meilensteine der Bierkultur. Um sich dem Thema auch praktisch zu nähern, wurden Biere aus Emmer- und Urdinkelmalz verköstigt. Auch konnte ich in diesem Rahmen einer Seminararbeit lauschen, die Brotbier zum Thema hatte - sehr spannend! Es folgten einige historischen Meilensteine der Bierkultur, etwa die Bedeutung des Bieres bei den Wikingern, die Rolle der Klöster fürs Brauwesen oder die des Brauwesens für die Hanse. Hier knüpfte eine Seminararbeit zur Bierstadt Hamburg an, die mich definitiv bestätigte in dem Vorhaben, die Elbstadt endlich mal wieder zu besuchen. Weiter wurden die historischen Zutaten und Kräuterbiere behandelt. In diesem Rahmen boten sich zwei Biere von Gruthaus an: das Münsterländer Hanf und der helle Honigbock, die mir beide richtig gut gefielen!

Gruthaus: Münsterländer Hanf
Gruthaus: Münsterländer Hanf

Als letztes sollten wir uns an diesem Abend einer Bamberger Spezialität widmen, nämlich dem Heinzlein Dunkel. Hierbei handelt es sich um ein Nachtrunkbier nach einem wiedergefundenen alten Rezept von Schlenkerla. Das Besondere an dem Bier ist, dass es ein leichtalkoholisches Bier ist, das mit seinen 0,9% Vol. an das erinnert, was die Menschen "früher" vielleicht anstatt von Wasser getrunken haben, weil dieses schlichtweg nicht immer hygienisch unbedenklich war.

Kursteil 3a: Malz und wasser

Kursteil 3A begann mit einem Nachtrag zum Bier im europäischen Mittelalter. Dann ging es auch schon zum Kernthema der Session - dem Malz, auch genannt: die Seele des Bieres. Das Thema wurde uns nahegebracht von niemand anderem als Walter König, dem Geschäftsführer des Bayerischen Brauereibundes. Er ging sehr detailliert auf die einzelnen Schritte des Mälzens ein und auch die chemischen Prozesse dahinter wurden erläutert. Währenddessen bedienten wir uns unserer Proben und machten Geruchs- und Geschmackstests mit diversen Malzen. Bei den ersten Themenblöcken (Geschichte und Sensorik) kannte ich mich aufgrund meines professionellen Backgrounds mehr oder weniger aus. Bei den Rohstoffen muss ich jedoch sagen, dass mein Wissen bis zu dem Kurs eher oberflächlich war und dieser Vortrag einen riesigen Mehrgewinn für mich darstellt! Verköstigt wurden im Rahmen des Malzblocks das Dinkelmalzbier und das Dolden Dark von der Riedenburger Brauerei. Letzteres hatte ich bis dahin aus unerklärlichen Gründen noch nie probiert - welch vergeudete Zeit, das Bier ist ganz großes Kino!

Malzproben von Ireks
Malzproben von Ireks

Als nächstes widmeten wir uns dem Brauwasser, dem wohl unscheinbarsten Rohstoff des Bieres. Auch hier betrat ich Neuland, was echt aufregend war! Ich lernte die möglichen Inhaltsstoffe von Wasser, welchen Einfluss diese auf den pH-Wert haben und welchen Einfluss dieser wiederum auf unser modernes Bier hat. Auch an dieses Thema gab es natürlich eine praktische Herangehensweise, so verköstigten wir drei Wasser mit unterschiedlichen Mineraliensättigungen. Eines sollte gering mineralisiert sein, eines sollte einen hohen Calziumantail und ein anderes einen hohen Natriumanteil haben. Anhand dieser drei Wasser erlernte ich die Kunst der Wasserverköstigung und war doch überrascht, wie unterschiedlich Wasser schmecken kann! Ich denke, dass ich mich mittelfristig auch in das Thema Wasser einarbeiten werde, da es eine so alltägliche Sache ist, die sensorisch durchaus fordernd sein kann.

Drei unterschiedlich mineralisierte Wasser
Drei unterschiedlich mineralisierte Wasser

Zwei spannende Kurse liegen hinter mir und jetzt befinden wir uns mitten in der Rohstoffkunde. Obwohl ich beruflich nicht 100% ausgelastet bin, habe ich jetzt schon Mühe, den Kurs in dem Umfang nachzubereiten, der mir vorschwebt. Das spricht natürlich für den Kurs, denn wir kriegen wirklich eine Fülle an Materialien zur Nachbereitung und für den persönlichen Fundus bereitgestellt!

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