
trivia
New England India Pale Ales, kurz NEIPAs, sind in aller Munde. Ob im Taproom, beim Bottleshare oder im Bottleshop, überall stolpert man über die trüben Fruchtbomben. Gerade in Deutschland erfreut sich momentan wohl kein Bierstil solcher Beliebtheit, wie das NEIPA und der Begriff ist praktisch zum Synonym für Craftbier geworden.
Das Besondere an New England IPAs sind die Zutaten. So wird gezielt mit trübenden Hefen sowie Weizen und Hafer als Rohgetreide gearbeitet, um dem Bier eine cremige, samtige Textur zu
verleihen. Ein Nebeneffekt dieser Zutaten ist die markante Trübung des Bieres. Es werden bevorzugt aromaintensive Hopfensorten benutzt, die verhältnismäßig wenig Bitterkeit mitbringen. Der Stil
heißt zwar New England IPA, dies ist jedoch keine geschützte Herkunftsbezeichnung. Andere Bezeichnungen für den Stil wären Juicy IPA oder Hazy IPA.
geschichte des bierstils
Entstanden ist das New England India Pale Ale in Vermont. Das liegt in Neuengland, am nordöstlichen Zipfel der USA, dort wo die englische Besiedlung Nordamerikas ihren Anfang nahm. Hier braute John Kimmich, Inhaber vom The Alchemist Pub & Brewery im Jahr 2004 zum ersten mal ein Bier namens Heady Topper. Dieses Bier, zu Beginn lediglich als Ale bezeichnet, würde heute mit seinen 8% Vol. locker als Double IPA durchgehen. Eigentlich waren zu dieser Zeit in den USA die äußerst bitteren West Coast IPAs en vogue. Es muss wohl an der Zeit für etwas Neues gewesen sein, denn es war nicht die Bitterkeit des Bieres, immerhin stattliche 75 IBU, sondern sein frisches, fruchtiges Hopfenprofil, das die Menschen anzog. Dieser Hopfencocktail geht auf sechs Hopfensorten zurück, die entweder zu einem späten Zeitpunkt beim Hopfenkochen hinzugegeben wurden oder zur Kalthopfung benutzt wurden: Apollo, Cascade, Centennial, Chinook, Columbus und Simcoe. Sie gehörten allesamt zu einer neuen Generation von Hopfen, die zu jener Zeit an der nordamerikanischen Westküste gezüchtet worden sind. Neben der fruchtigen Hopfenpräsenz war es das weiche, samtige Mundgefühl, das die Menschen von dem Bier überzeugte. Es hatte zudem ein Alleinstellungsmerkmal durch seine starke Trübung, was bei einem klassischen IPA nicht vorgesehen ist. Die Trübung galt als Vor- und Nachteil gleichermaßen, je nachdem, wen man fragt. Nichtsdestotrotz wurde das Bier auf diversen Bier Rating Portalen hochgelobt und so entwickelte sich das Alchemist Pub & Brewery relativ schnell zu einem Wallfahrtsort für Biergeeks aller Art.
In den Folgejahren sind in Vermont immer mehr Bierliebhaber, aber auch Brauer auf den Geschmack der trüben Fuchtbomben gekommen. So kam es, dass Shaun Hill relativ schnell nach der
Eröffnung seiner Brauerei Hill Farmstead im Jahre 2010 so etwas wie Kultstatus wegen seiner NEIPAs erhielt. In der ersten Hälfte der 2010er Jahre verbreitete sich das Phänomen NEIPA in
den gesamten Vereinigten Staaten. Der geheimniskrämerische Umgang der NEIPA-Pioniere, sowohl was die Herstellungstechnik betrifft als auch die konkreten Zutaten, führte dann dazu, dass Heimbrauer
zuhause experimentierten um den Stil ebenfalls hinzukriegen. Aus einigen dieser Hobbybrauer*innen gingen im Folgenden Brauereien wie Trillum oder Treehouse hervor, denen die Pioniere nicht mehr
das Wasser reichen konnten. Erst nach dem Siegeszug des NEIPA - der Markt für den Stil war längst konsolidiert - wurde das New England IPA 2018 von der
Brewers Association als offizieller Bierstil anerkannt. In der zweiten Hälfte der 2010er Jahre verbreitete sich der Stil dann auch in Europa.
Das erste deutsche NEIPA wurde von Fürst Wiacek gebraut und hieß "A Quick One While She’s Away“. Das war im Jahr 2017. Heute können viele deutsche Craftbrewer ein NEIPA
in ihrem Sortiment aufweisen. Die Rockstars der Szene sind jedoch wohl immer noch Fürst Wiacek, gemeinsam mit Sudden Death und Frau Gruber.
NEIPA - stilkunde
Hefe: Obergärig
Aussehen: Kräftiges Gelb bis goldenes Orange mit starker Trübung.
Mundgefühl: Vollmundig, samtig, weich mit leichter Karbonisierung.
Geschmack und Aroma: Tropisch, fruchtige Hopfenaromatik ohne besonders spürbare Bittere. Helle Malzbasis kann sich dezent im Geschmack wiederfinden.
Alkohol: 5 - 7,5% Vol.
IBU: 30-50
Empfehlung des hauses
Jedes der Biere eignet sich sowohl für Einsteiger*innen als auch für Hopheads und erfahrene Genießer*innen:
FrauGruber Craft Brewing - Pigs on Synthesizers
Atelier der Braukünste - Test Trace Isolate
Brussels Beer Project - Juice Junkie
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