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International Beer Sommelier - Vorfreude und Kursteil 1

ein paket, das freude macht

Nach dem Erhalt der ersten beiden Pakete voller Supplies und leichtalkoholischer Erfrischungsgetränke war die Vorfreude groß. Kurz danach klingelte der Postmann erneut, mittlerweile duzen wir uns schon, und ich konnte das bislang wuchtigste Bierpaket entgegennehmen. Versandt wurde es von der Bierothek und der Inhalt war mindestens so gewaltig wie das Paket an sich:

1. Bierothek-Paket, Part 1
1. Bierothek-Paket, Part 1

In vielerlei Hinsicht ist das Paket ein absoluter Glücksfall. Es sind viele Klassiker dabei, wie die Geuze Boon, das Gutmann Hefeweizen oder die Leipziger Gose. Natürlich kenne ich viele dieser "Muss-man-mal-getrunken-haben-Biere" bereits. Die Arbeit in einem Bottleshop ist in dieser Hinsicht Fluch und Segen zugleich. Gerade die Klassiker sollte man im Verkauf kennen, weshalb ich mich durch die relativ konstante Bezugsquelle schnell in diese Biere eingearbeitet habe. Die Fülle an ständig neuen, abgefahrenen Bieren führt jedoch dazu, dass die Klassiker nach einer gewissen Zeit etwas unter den Tisch fallen. Gerade als Genusstrinker, man gönnt sich in der Regel nur ein oder ab und zu mal zwei Biere am Abend, greift man doch lieber zu etwas Neuem, Unbekanntem, als zu einem bekannten Schluck - ein Verhalten, das natürlich so schon in mir vorhanden ist, aber sicherlich von Ratingplattformen wie Untappd oder Social Media beflügelt wird! Auf jeden Fall ist es schön, die Klassiker wieder aufzufrischen. Schließlich haben sie ihren Ruf nicht ohne Grund.

1. Bierothek-Paket, Part 2
1. Bierothek-Paket, Part 2

Jedoch sind es nicht nur die Klassiker, die Freude aufkommen lassen! Das Paket steckt tatsächlich voller Biere, die ich noch nicht kenne. Einige davon hatte ich bereits in der Hand um mich dann wehmütig gegen sie zu entscheiden - man kann ja nicht alles mitnehmen! Der Helle Honig Bock von Gruthaus oder das E.T.A. von Mahrs Bräu wären solche Kandidaten. Dann sind da noch ein paar absolute Neuheiten. Dass Weiherer ein Altbier im Sortiment hat, war mir z.B. genauso wenig bewusst, wie die Existenz der Brouwerij Emelisse. Ich kann gespannt sein! Als i-Tüpfelchen und sicher als ganz persönliches Geschenk an mich gibt's dann noch das Schlenkerla Eiche, nach dem ich schon den ganzen Winter lang suche!


kursteil 1

Gestern war es dann soweit, der Kurs sollte beginnen! Ich werde im Folgenden nicht allzuviel Inhaltliches verraten, um mögliche Interessent*innen des Kurses nicht ihrer eigenen Erfahrung zu berauben.

Ich machte also pünktlich um 16:30 Feierabend, rauschte nachhause, duschte, aß schnell etwas und warf kurz vor 18:00 die Mühle an. Die Zoomkonferenz war bereits geschaltet und die meisten hatten sich schon eingefunden. Es begann mit einem herzlichen Willkommen und einer Vorstellungsrunde mit angenehmer Länge. An dieser Stelle möchte ich ein Lob ans Zeitmanagement sowohl der Veranstalter als auch der Teilnehmer*innen aussprechen. Gerade solche Vorstellungsrunden können bekanntermaßen zäh sein, nicht aber in diesem Fall! Die Truppe ist eine bunte Mischung aus zehn Männern und neun Frauen unterschiedlichen Alters - ein weiteres Beispiel dafür, dass Bier definitiv keine Männerdomäne ist! Wir haben Leute aus der Industrie, dem kaufmännischen Bereich oder der Gastronomie, Menschen mit journalistischem Hintergrund, Blogger, (Hobby-)Brauer und Berater. Was uns alle eint ist die Lust, uns vertieft mit der Materie Bier auseinanderzusetzen. Es wurden Anekdoten erzählt und die Lebenswege beschrieben, die dazu führten, dass wir uns nun alle im selben Boot befinden - sehr inspirierend! Ich z.B. durfte meine Westvleteren 12 - Story raushauen, die ich bestimmt irgendwann auch im Rahmen dieses Blogs verwursten werde.

Grundlagen der bierverkostung

Im nächsten Schritt gingen wir auf die Grundlagen der Bierverkostung ein, es ging also hauptsächlich um Sensorik - das Wahrnehmen des Bieres mit allen Sinnen - und deren Vermittlung. Es liegt auf der Hand, dass wir damit anfangen, schließlich kann die Sensorik durchaus als das Handwerkszeug des Biersommeliers bezeichnet werden. Ich habe mich davor schon mit dem Thema auseinandergesetzt, war dann trotzdem erstaunt, wieviele Wege es gibt, sich dem Getränk zu nähern. Wie bereits erwähnt, will ich inhaltlich nicht zu viel verraten. Eine Kleinigkeit gebe ich jedoch zum Besten: gestern habe ich ein neues Wort gelernt, was trotz meiner jungen Jahre wahrlich nicht alltäglich ist. Das Wort heißt Adstringenz und meint die Fähigkeit des Bieres, ein raues, pelziges Mundgefühl hervorzurufen, das am ehesten im Nachgeschmack mit der Bittere des Bieres einhergeht.

Um der schleichenden Unterhopfung entgegenzusteuern und gleichzeitig unser neu gewonnenes Wissen zu festigen, verkosteten wir im Anschluss an den theoretischen Teil drei Biere. Das erste war die Berliner Perle der Brauerei Lemke. Dabei handelt es sich um ein Helles, dessen Name vom gleichnamigen Hopfen abgleitet wird. Es weist eine schöne Balance zwischen Hopfen- und Malznoten auf. Das getreidige Malz verspürte ich eher in der Nase und im Antrunk, später wurde es dann um den Hopfen ergänzt, der sich gerade im Abgang durch eine leichte, aber knackige Hopfenbittere bemerkbar macht. Meines hatte eine wunderschöne, goldgelbe Farbe und war kristallklar und somit wohl etwas älter als das Bier anderer Teilnehmer*innen, bei denen noch ein leichter Hefeschleier wahrnehmbar war. Das zweite verkostete Bier heißt Original und war auch von Lemke. Die Farbe lässt sich gut mit Mahagoniholz vergleichen und schön trüb ist es auch. Sobald ein Teilnehmer bemerkt hatte, dass es wie Röstkastanien rieche, hatte ich den Geruch auch in der Nase. Geschmacklich war da viel los: Kaffee, Bitterschokolade, Toffee, Bisquit. Hier haben viele verschiedene Menschen viele verschiedene Geschmachsnuancen erschmeckt und dementsprechend ausgiebig wurde das Bier diskutiert! Das dritte Bier wurde in Gruppen bearbeitet und dann dem Rest vorgestellt. Jede Gruppe hatte ein anderes Bier. So hatten meine Kumpanen und ich das Vergnügen, uns mit dem NEIPA von Brewdog und Cloudwater zu beschäftigen. Für ein New England IPA war es mir tatsächlich nicht trüb genug, dafür traf die Farbe wie Ananassaft die Erwartungen voll und ganz. Geschmacklich war es schön fruchtig mit deutlichen Citranoten. Hinten raus kam etwas leicht Harziges um schließlich smooth und hopfig zu enden.

umtrunk

Nachdem unser neugewonnenes Wissen geprüft worden war und wir ein paar organisatorische Details besprochen hatten, widmeten wir uns dem Abschluss der Sitzung - einem zwanglosen Umtrunk. Wer wollte, konnte hier die Reste vernichten oder auch nicht, sich ein neues Bier aufmachen oder einen Tee, sich austauschen, erzählen oder einfach gebannt zuhören. Solche seminarabschließenden Umtrünke sind mir in meiner Studienzeit sehr ans Herz gewachsen und ich muss sagen, dass sie auch im Online-Konzept funktionieren, wenn die Crowd stimmt. Unsere Crowd stimmt definitiv und es ist mir eine Freude, die nächsten Mittwochabende mit dieser schönen Truppe zu verbringen.

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