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Bière Brut

trivia

Der für belgische Verhältnisse eher junge Stil des Bière Brut wird gerne auch als Champagnerbier bezeichnet, was jedoch aufgrund eines Urteils des EuGH unzulässig ist. Dennoch hat der belgische Starkbierstil einiges mit dem Schaumwein mit geschützter Herkunftsbezeichnung gemein.

Herstellungsweise - die méthode champenoise

Die méthode champenoise ist eine alte Form der Flaschengärung, die das Bière Brut ausmacht. Nachdem das Bier gebraut wurde, wird es also in der Flasche nachvergoren. Hierzu wird dem Jungbier nach der Abfüllung eine Champagnerhefe vom Hefestamm Saccharomyces Bayanus hinzugefügt. Damit die Hefe in der Flasche ihrer Bestimmung nachkommen kann, Zucker in Alkohol und Kohlensäure umzuwandeln, wird dem Bier hierfür ein Teil der während der Hauptgärung vorenthaltenen Würze oder lediglich Kandiszucker hinzugegeben. Die nun folgende Flaschengärung braucht viel Zeit, weshalb das Bier verhältnismäßig lange lagert und reift. Nachdem die Gärung abgeschlossen ist, kommt die Remouage, das Rütteln! Die Flaschen kommen kopfüber auf eine Rüttelplatte, in der sie leicht gerüttelt und geschwenkt werden. So sinkt abgestorbene Hefe als Bodensatz in den Flaschenhals. Nun taucht man die Flasche kopfüber in ein kaltes Solebad, wodurch die gesammelte Hefe zu einem Pfropfen gefriert. Jetzt wird die Flasche vorsichtig geöffnet, damit der Pfropf rausschießen kann. Was Bière Brut also mit Champagner gemeinsam hat, ist die Herstellungsweise. Geschmacklich tut sich dadurch natürlich einiges im Bier! Einige moderne Interpretationen des Stils vereinfachen die Produktion indem sie auf die Remouage verzichten und eine gewöhnliche Flaschengärung mittels Saccharomyces Bayanus in Gang setzen, bei der die Hefe als Bodensatz in der Flasche verbleibt.

Geschichte des Bierstils

Das Bière Brut hat seinen Ursprung in Buggenhout, einer Gemeinde in der nach dem Fluss Dender benannten Landschaft in Ostflandern. Hier wurde er in den späten 1990er Jahren von zwei Brauereien mehr oder weniger gleichzeitig entwickelt. Es war eine Zeit, in der gefilterte und pasteurisierte Lagerbiere sich weltweit größter Beliebtheit erfreuten, auch in Belgien. Zwar hat das Prinzip der Flaschengärung in Belgien eine lange Tradition, doch die Fangemeinde dieser Biere schwand bereits seit geraumer Zeit. Der Hefesatz war nicht gerade populär. Man verband damit eher die negativen Eigenschaften, die das Bier aufgrund der Flaschengärung haben kann, als dessen Vorteile fürs Getränk, wenn sie sauber und gewissenhaft durchgeführt wird. Gerade die im Bier verbleibende Hefe kann unter Umständen Probleme machen, z.B. durch frühzeitiges Absterben der Hefen! Bereits um 1980 bemühte sich Pierre Celis, der Kopf hinter der Hoegarden Blanche, um eine Lösung für dieses Problem. Diese sah vor, die Biere aus Geschmacksgründen in Flaschen nachzugären und später die Hefe mittels der in der Champagne geläufigen Remouage-Methode zu entfernen. Sein Projekt, auf diese Art und Weise ein Bier herzustellen, konnte er leider nie realisieren. Zwei Brauereien, beide stammen spannenderweise aus Buggenhout, sollten später jedoch seine Idee praktisch umsetzen. Es waren die Brouwerij Bosteels mit ihrem DeuS, und die Brouwerij Landtsheer, heute Brouwerij Malheur, mit ihrem Malheur Brut. Während Bosteels das Bier nach der Hauptgärung zur Remouage in die Champagne schickt, investierte Landtsheer in eine eigene Rüttelplatte, um den Vorgang vor Ort durchzuführen. Bière Brut ist immer noch ein absolutes Nischenprodukt, das nur von sehr wenigen Brauereien produziert wird. Durch die Craftbier-Bewegung tauchen jedoch hier und da immer wieder Bière Brut Sude auf.

stilkunde

Hefe: Obergärig

Schaum: Mittlere bis starke Schaumbildung, grob- bis mittelporig und relativ stabil.

Aussehen: Helles Goldgelb bis Kirschholzfarben. Klassischerweise sollte das Bier klar sein, moderne Interpretationen weisen jedoch gerne einen Schleier oder eine leichte Trübung auf.

Mundgefühl: Spritzig, vollmundig.

Geschmack und Aroma: Trocken, Erde, Eiche, Stiel- und Trockenobst, helle- und rote Malze.

Alkohol: ca. 9,0%  -  ca.12%

IBU: 30 - 60

Empfehlung des hauses

Die Klassiker:

Brouwerij Bosteels: DeuS Brut des Flandres

Brouwerij Malheur: Malheur Bière Brut

Moderne Interpretationen:

Schwarzwaldgold: Coco d'Or

Schoppe Bräu: Brut Ale

quellen

- Michael Jackson: Les Grandes Bières de Belgique, Anvers 2006.

- Andreas Staudt: Bierfehler des Quartals. Autolyse (Frühjahr 2017). URL, aufgerufen am 19.01.2019.

- Rahn: Brouwerij Bosteels. DeuS Brut des Flandres (6.2.2014). URL, aufgerufen am 19.01.2019

 

 

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